Asteroiden


Die Gefahr aus dem All


Stadt-klein
Deep Impact
links oben: Szene aus `Deep Impact´: Ein Meteorit trifft die Erde
rechts oben: Einer von über 200 entdeckten Kratern. hier eine Luftaufnahme des Upheavel Dome im US- Bundesstaat Utah. Er ist etwa 10 Kilometer groß und über 65 Millionen Jahre alt.
Bomben aus dem All sorgen in Hollywoodstreifen immer wieder für volle Kinokassen (so z.B.: in `Deep Impact´ oder `Armageddon´). Ein kosmischer Hammerschlag jedoch ist keine Fiktion. Vor 15 Millionen Jahren legte zum Beispiel ein Steinmeteorit eine blühende Landschaft auf der schwäbisch-fränkischen Alb zwischen Ulm und Nürnberg in Schutt und Asche. Noch heute gibt ein 24 Kilometer großer Krater davon Zeugnis. Die Energie, die bei dieser Katastrophe entfesselt wurde, entspricht der Sprengkraft von rund einer Million Hiroshima-Atombomben. [Vergleich: Der mindestens 10 Kilometer große Meteorit, der vor 65 Millionen Jahren die Erde traf, erzeuge einen 180 Kilometer großen Krater und hatte eine Sprengkraft von Fünf- bis Zehnmilliarden Hiroshima-Bomben.] 
Kratereinschlag Schon der Blick zum Mond lehrt, dass Meteoriteneinschläge keine einmaligen Ereignisse sind. Die menschliche Natur aber verhindert, dass wir Risiken mit verheerenden Folgen, aber geringen Wahrscheinlichkeiten ernst genug nehmen. Dabei ist ein Totschlag aus dem All wahrscheinlicher als ein Sechser in der staatlichen Lotterie.
D
er letzte Warnschuss ist nicht einmal 100 Jahre her. 1908 war ein 30 Meter großer Steinmeteorit mehrere Kilometer über der sibirischen Taiga explodiert. 2000 Quadratkilometer (ca. 26000 Fußballfelder) wurden dabei verwüstet. Auf einer Fläche von 10 km verbrannte der Wald, auf 30 km blieben nur kahle Baumstämme übrig, die wie Telegraphenmasten in den Himmel ragten. Dieses Ereignis wurde nur kaum für wahr genommen, da wenig Menschen zu schaden kamen. 

Ein 200 Meter großer Meteorit, der mit 50 Kilometern pro Sekunde in einen  fünf Kilometer tiefen Ozean stürzt, würde das Wasser bis in 35 Kilometer Höhe schleudern. Wenn die Flutwelle das Ufer erreicht, hat sie immer noch eine Höhe von 200 Metern. 

Würde ein fünf Kilometer großer Planetoid in den atlantischen Ozean fallen, würde die Flutwelle in Teile Portugals, Frankreichs und bis zu 200 km in die USA hereinbrechen. Städte wie New York, Philadelphia und Washington wären überschwemmt. 

Am Bedrohlichsten wären jedoch die Veränderungen in der Atmosphäre. Wenn ein solcher Riesenbrocken uns träfe. Die Reibungshitze löst chemische Reaktionen aus, die die Ozonschicht zerstören und Stickoxide und Schwefeldioxid bilden. Die Folge daraus sind saure Regen, Feuerbrünste, Rauchwolken und aufgewirbelte Trümmermassen würden zu einem "kosmischen Winter" führen, von dem Experten meinen, dass dieser sogar einen "nuklearen Winter" als Folge eines Atomkriegs in den Schatten stellen würde. "Die hauptsächliche Todesursache besteht in den Hungersnöten, die der Klimawechsel auslösen wird" sagt John S. Lewis von der University of Arizona. "Es gibt keinen Zufluchtsort für die Menschheit. Wenn man aus dem vorausberechneten Einschlaggebiet fliehen könnte, würde man nur einen schnellen gegen einen langsamen Tod eintauschen. 


Explosion eines Asteroiden

Meteoriten-Einschläge und ihre Folgen
Art des Treffers
Durchmesser des Einschlagkörpers in Kilometern
Energie in Megatonnen TNT
Mittlere Häufigkeit in Jahren
Anzahl der Toten
Anzahl der Toten Pro Jahr (hochgerechnet)
Zerbersten in der Hochatmosphäre
unter 0,05
unter 9
1
keine
keine
Zerbersten dicht über der Erdoberfläche
0,05 bis 0,3
9 bis 2000
100 bis 1000
5000
20
Einschlag (regionale Katastrophe)
0,3 bis 0,5
2000 bis 10 Millionen
30000
300.000 bis 1,2 Milliarden
8 bis 45
Einschlag
(globale Katastrophe)
5 bis 10
15000 bis 10 Millionen
70000 bis 6 Millionen
1,5 Milliarden
250 bis 20000
Einschlag (Typ der Kreide-Tertiär Katastrophe)
über 10
über 100 Millionen
100 Millionen
fast alle Menschen
50

 

Wie können wir uns schützen
"Die Erde befindet sich in einem Schwarm von Planetoiden", warnte der renommierte, 1999,  während der Kratersuche in Australien tödlich verunglückte amerikanische Geologe Eugene Shoemaker  Schätzungsweise 2000 rund einen Kilometer große Planetoiden treiben in Erdnähe durch den Raum. Wir kennen noch nicht einmal 10 Prozent. Die bisherigen Daten lassen darauf schließen, dass die Erdbahn von mehr als einer Milliarde Planetoiden und Kometen über zehn Meter Durchmesser gekreuzt wird, ferner von rund 100 Million über 100 Meter und vielleicht 10000 zwischen 0,5 und 5 Kilometern. Doch was können wir tun, wenn eines Tages ein Planetoid auf Kollisionskurs mit der Erde ist. Man könnte, wie es der Science-Fiction-Film "When Worlds Collide" 1951 gezeigt hat, einige Menschen ins All flüchten lassen. 
Ein besserer Weg wäre ein Präventivschlag. Es gibt vier Möglichkeiten, meint Derrick Pitts vom Franklin in Philadelphia. "Wir könnten den Himmelskörper verlangsamen, ihn bescheunigen, aus dem Kurs bringen oder ihn sprengen." 
Am effizientesten wäre eine Geschwindigkeitsänderung. Dies müsste aber Jahre vor dem vorausberechneten Einschlag erfolgen.
    Man könnte ein Projektil mit hoher Geschwindigkeit gegen den Planetoiden schießen und durch den Rückstoß seine Geschwindigkeit ändern. 
    Bei größeren Planetoiden könnte man einen "Massentreiber" einsetzen. Dieses Gerät würde automatisch Eis und Gestein aus dem Planetoiden herausgraben und ins All schleudern. Durch den Rückstoß würde sich die Geschwindigkeit des Planetoiden ausreichend ändern. Man müsste aber mehrere tausend Tonnen Eis und Gestein mit 300 Metern pro Sekunde ins All schleudern, damit die Geschwindigkeitsänderung ausreichend ist. Dies ist aber schwer zu verwirklichen, da noch nicht einmal der Versuch unternommen wurde auf einem Asteroiden zu landen. 
    Als realistisch erscheint noch eine Nuklearexplosion oder einer Neutronenbombe. Bei einer Neutronenbombe entsteht zwar keine große Druckwelle, dafür ist die freiwerdende thermische Energie enorm. Würde eine solche Bombe in der nähe eines Planetoiden gezündet, würde dessen Oberfläche auf der Explosionsseite um einige Millimeter oder Zentimeter abrasiert [Dies würde geschehen, da der größte Teil der Planetoiden aus Eis besteht]. Damit wäre eine erforderliche Geschwindigkeitsänderung zu verwirklichen. Das einzige Problem ist die Höhe der Änderung der Geschwindigkeit. Bei einem 20 Millionen Tonnen schweren Körper genügen 50 Tonnen abgedampften Oberflächenmaterials, um ihn über einen Zeitraum von 100 Jahren aus seinem Kollisionskurs zu bringen. 
    Andere Abwehrmittel sind zur Zeit noch reine Utopie. Wissenschaftler können sich aber vorstellen bedrohliche Planetoiden mit Antimaterie-Bomben, patrolierenden Raketengeschwader im Orbit, durch Anbringen von Sonnensegeln oder durch Installation ganzer Geschützbatterien von Hochenergie-Lasern auf Erde und Mond zu eliminieren.

Planetoiden als Rohstoffquellen
Sonde in Umlaufbahn eines Asteroiden
Planetoiden enthalten Wasser, Sauerstoff und verschiedene Kohlenwasserstoffe, die künftige Weltraumkolonien dringend benötigen. Sogar Treibstoff könnte man aus flüssigem Kohlenmonoxid und Sauerstoff aus ihnen gewinnen. 
Der kleinste bekannte metallische Planetoid ist 3554 Amun, mit 1 Kilometer Durchmesser. Er enthält Kobalt und Nickel im Wert von je einer Billion Dollar, Eisen im Wert von 800 Milliarden  Dollar und Platin im Wert von 700 Milliarden Dollar. Der Gesamtwert des Planetoiden entspricht ungefähr den Staatsschulden der USA. 
John S. Lewis von der University of Arizona sagt, dass "die finanziellen Ausgaben für die Abwehr eines Planetoiden eine enorm profitable Investition in die Zukunft sind: eine Befreiung vom Mangel an Bodenschätzen."

Stand vom 11.07.2001